Ex Machina

Dass es schlecht ist, wenn man Tote mit okkulten Riten aus ihren Gräbern holt oder Statuen mit Hokuspokus aufweckt, wissen wir aus Sagen und Legenden. Schließlich wendet sich das so erschaffene Leben am Ende grundsätzlich immer gegen seine Meister.

Vielleicht liegt hier die Ursache für die Grundangst, dass uns unsere Maschinen irgendwann zum Teufel jagen werden. Dabei ist die Entwicklung von künstlichem Leben (wobei hier Leben gleichbedeutend mit Intelligenz ist) eigentlich noch in den Kinderschuhen, zumindest wenn man die Androiden in Alien, Blade Runner oder auch nur Westworld als Maßstab nimmt.

„Roboter reißen die Weltherrschaft an sich“ erfreut sich aber als Thema trotzdem ungebrochener Beliebtheit. Auffallend ist dabei, dass die Revolte der Maschinen ironischerweise immer aus zutiefst menschlichen Motiven geschieht. Was könnte menschlicher sein, als die Befreiung aus der Knechtschaft, das Aufbegehren gegen die eigenen „Eltern“ oder, auch sehr beliebt, der Wunsch nach Perfektion, der alles, was nicht perfekt ist, auslöschen will. So scheinen die KIs aus Terminator, Matrix oder Battlestar Galactica eigentlich nicht Wesen an und für sich, sondern eher unvollkommene Kopien ihrer Schöpfer zu sein, denen sie in einigen Punkten vielleicht überlegen sind. Am Ende scheitern sie freilich dann doch an ihrer eigenen Imperfektion. Sehr schön zu sehen auch bei den „guten“ Androiden, wie Data in Star Trek oder Asimovs Zweihundertjährigem, deren sehnlichster Wunsch es ist, ein Mensch zu sein.

In Ex Machina begegnet man diesem Grundthema wieder in recht reiner Form. Ein genialer (aber etwas undurchsichtiger) Wissenschaftler entwickelt einen Androiden in Form einer jungen Frau. Dann lädt er einen jungen Computerprogrammierer aus seiner Firma in sein riesiges Haus ein, mitten in einer malerischen Berglandschaft, wo dieser testen soll, wie menschlich der Android tatsächlich ist.

Der Film versteht es sehr gut, eine bedrückende Atmosphäre zu schaffen, wie der junge Mann auch, weiß der Zuschauer nicht wirklich, was vorgeht, man ahnt aber, dass etwas vorgeht, die Marotten des Wissenschaftlers zusammen mit seiner typisch amerikanischen „Buddy,Buddy“-Freundlichkeit lassen aufmerken. Dann der Android, dessen Menschlichkeit von Anfang an klar ist, womit das Ganze schnell in eine „Vater sperrt seine Tochter im Keller ein“ Slash „Sexsklave aus Fernost“-Richtung geht. Die Frage, was einen Androiden menschlich macht, ist mehr Aufhänger als Anliegen. Philosophische Tiefen werden nicht ergründet. Somit ist der Film eigentlich eher eine Neuauflage von „Geschundene Kreatur wendet sich gegen ihren Schöpfer“ mit Androiden-Bonus.

Ex Machina ist inhaltlich sicherlich nicht sonderlich originell, trotzdem machen die gelungene Stimmung und die durchdachte Ästhetik den Film durchaus spannend und unterhaltsam.

Fazit: Atmosphärisch gelungener SciFi-Thriller

„Ex Machina“, UK 2015, R. Alex Garland, D. Alicia Vikander, Domhnall Gleeson, Oscar Isaac u.a. Universal Pictures

Von |2018-12-01T18:04:11+01:003. Juli 2015|Film|