Mit Being John Malkovich (1999) und Adaption (2002) war Spike Jonze als Regisseur für zwei der originellsten Filme der letzten Jahrzehnte verantwortlich, die ihm nicht nur unter Geeks Kultstatus eingetragen haben.
Nach dem Fantasy-Spektakel Where the Wild Things Are (2009) ist Jonzes neuster Film her, bei dem er auch das Skript geschrieben hat, nun wieder etwas bedächtiger und postmoderner.
In einer nahen Zukunft, in der fashionmäßig die 70er mit einem Schuss 40er ein cleanes Comeback feiern (wobei sich sonst nicht sooo viel verändert hat), schreibt Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) berufsmäßig Liebesbriefe für andere. Er ist einsam und verarbeitet gerade eine Trennung, als er ein OS ausprobiert, ein intelligentes Computer-Programm, das in jeder Beziehung menschlich ist, aber eben nur aus einer weiblichen Stimme (nämlich der von Scarlett Johansson) besteht. Das OS nennt sich selbst Samantha und ist fortan der beste Freund von Theodore und schnell eben auch mehr.
Um es vorwegzunehmen, mir war nicht ganz klar, worauf der Film hinauswill. Jonze verwendet eine ganze Reihe klassischer Motive, etwa „Mann erschafft sich Traumfrau“, aber das OS wird eher für ihn programmiert, nachdem er ein paar Fragen beantwortet hat, dann „Roboter entwickelt sich zum Mensch“, aber Samantha ist irgendwie schon von Anfang an ein richtiger Mensch, auch das ist es nicht. Dann vielleicht „Maschinen reißen die Weltherrschaft an sich“? Aber auch diese Möglichkeit wird zu subtil angedeutet und ist außerdem nicht wirklich wichtig. Dass Samantha eine künstliche Intelligenz ist, scheint irgendwie überhaupt keine Rolle zu spielen. Eigentlich würde der Großteil des Films auch funktionieren, wenn es sich einfach um eine Fernbeziehung zwischen Samantha und Theodore handeln würde.
Was ich erwartet habe, war, dass es in dem Film um einen einsamen Menschen geht, der sich in ein Computerprogramm verliebt. Dieses Programm als Projektionsfläche für seine eigenen Gefühle benutzt, wie eben einsame Menschen, die steif und fest behaupten, ihr Goldfisch sei der Einzige, der sie wirklich verstehen würde. Aber darum geht es in dem Film definitiv nicht. Samantha ist von Anfang an eine intelligente, witzige Gesprächspartnerin mit einer sexy Stimme. Wer würde sich da nicht verlieben?
Wenn die niedlich-lustigen Flirt-Szenen zwischen den beiden besser gewesen wären, hätte er Film auch als reine Liebesgeschichte funktionieren können, aber wirklich witzig waren in dem Film nur ein, zwei Szenen.
Ich scheine allerdings einer der wenigen zu sein, dem der Film nicht gefallen hat, auf Rotten Tomatoes steht er bei 94%, gepriesen wird er als Spiegel moderner Beziehungskultur. Technologie trifft auf soziale Isolation usw. Für mich war davon nichts in dem Film.
„Her“, USA, 2013, R. Spike Jonze, D. Joaquin Phoenix, Rooney Mara, Amy Adams, Olivia Wilde u.a.