Haunter

Schon mit seinem minimalistisch-dystopischen Erstling Cube (1997), in dem Gefangene den Ausweg aus einem riesigen Würfel suchen und von dem es inzwischen 2 Fortsetzungen gibt, machte sich der Kanadier Vincenzo Natali weltweit einen Namen. Und auch der nur marginal weniger dystopische Nachfolger Cypher (2002) über die Gewissenlosigkeit großer Unternehmen, brachte es, trotz Mini-Budget und Direct-to-DVD-Vermarktung, zu internationalem Kultstatus. Die schwarze, minimalistische (und zwar im ganz wörtlichen Sinne) Komödie Nothing (2003) ging etwas unter, eigentlich zu Unrecht und auch der mit hohem Budget realisierte beunruhigende DNA-Horror Splice (2009) mit Adrien Brody in der Hauptrolle war, trotz recht guter Kritiken, beim Publikum ein Flop. Jetzt also wieder Direct-to-DVD.

Typisch für Natali ist, dass jeder seiner Filme einer originellen Grundidee folgt. Während sich viele Geschichten in Horror und Phantastik auf abgenudelte Plots mit an den Haaren herbeigezogenen Wendungen verlassen, kann man sich bei Natali grundsätzlich auf Prämissen freuen, die sich etwas abseits des Wohlbekannten bewegen. Natali spielt eine starke Idee konsequent bis zum Ende durch, ohne immer noch einen draufsetzen zu müssen. Das macht die Filme einerseits intelligent und sehenswert, andererseits besteht dann doch die Gefahr, dass, wie bei Nothing, die Idee nicht den ganzen Film trägt und die Story am Ende etwas ausdünnt. Ein Problem, das, denke ich, auch sein neuster Film hat.

Auch Haunter hat wieder einen Ausgangspunkt, den man so noch nicht kennt. Das Szenario, dass die Geister von Toten glauben, sie seien noch am Leben (oft mit der Pointe, dass sie und der Leser/Kinobesucher erst am Ende erfahren, dass sie tot sind) gehört zu den klassischen Plots von Gruselgeschichten und war auch in letzter Zeit der Schlussgag von Mainstream-Filmen wie The Sixth Sense oder The Others.

Bei Natali steht die Erkenntnis der Geister, dass sie tot sind am Anfang und nicht am Ende und der Film dreht sich vor allem um die Frage, warum sie tot sind und wie sie in die Situation kommen, in der sie sind (jeden Morgen, wenn sie aufwachen, spielen sie den gleichen Tag nach). Der Startpunkt ist interessant und lange folgt man dem Film und den Erkundungen der jungen Heldin gespannt.

Allerdings ist die Story von Haunter bei weitem nicht so rund, wie man es von Natalie normalerweise gewohnt ist und das Ende enttäuscht nicht etwa deshalb, weil es unlogisch wäre, das passt alles so weit, aber es ist halt doch schon sehr Standard. Trotzdem sehenswert.

„Haunter“, Kanada 2013, R. Vincenzo Natali, D. Abigail Breslin, David Hewlett, Peter Outerbridge u.a.

Von |2018-11-30T19:16:17+01:0021. April 2014|Film|