Ender’s Game

Ender’s Game von Orson Scott Card ist 80er Science-Fiction-Kult. Die Erlebnisse des kleinen Andrew Wiggin (genannt Ender), der in einem Weltraum-Bootcamp gedrillt wird, um so auf den Kampf gegen insektenhafte Aliens vorbereitet zu werden, waren originell, authentisch erzählt und bescherten dem eigentlich für Jugendliche konzipierten Roman bis heute eine große Fangemeinde. Es folgten etliche Sequels, Prequels und Romane, in denen die Handlung des ersten Teils aus der Perspektive einer anderen Figur beschrieben wird. Weitere Fortsetzungen sind angekündigt.

Auf die Verfilmung des Romans mussten die Fans allerdings fast drei Jahrzehnte warten, da Card selbst den Stoff lange Zeit für unverfilmbar hielt – mit der Begründung, dass sich die Handlung hauptsächlich in Enders Kopf abspiele. Die jetzige Adaption hat er allerdings explizit gelobt. Positiv an der Zelluloid-Version ist sicherlich, dass sie sich formal recht nah an das Original hält. Der Handlungsstrang auf der Erde mit Enders Geschwistern fehlt zwar praktisch komplett und Ender ist auch von Anfang an älter als im Buch, trotdem bleibt der Kern der Handlung unverändert erhalten. Auch die zumeist jungen Schauspieler machen ihre Sache, neben altgedienten Recken wie Harrison Ford und Ben Kingsley, gut. Das Problem des Films liegt meiner Meinung woanders.

Das Buch hatte einen konservativen Grundton, der der Logik des kalten Krieges entstammte: „Es ist zwar furchtbar, kleine Kinder zu gewissenlosen Killern auszubilden, aber es muss halt sein, um die Menschheit zu retten“. Von dieser Prämisse ausgehend verfolgt man im Buch die Abenteuer des Kindes Ender aus dessen Perspektive. Wie er versucht mit dieser Situation zurechtzukommen, wie sich die Dynamik in der Gruppe der isolierten Kinder entwickelt und wie er langsam immer weiter aufsteigt und sich dabei auch seine Persönlichkeit verändert. Die Stärke des Romans war die überzeugende Authentizität dieser Beschreibungen.

Dem Film fehlt allerdings der Mut, sich auf Ender als Person zu sehr einzulassen. Wenn er sich schon von den konservativen „Die oder wir“-Rahmenbedingungen des Romans distanzieren muss, dann könnte er zumindest stärker auf die Verrohung und Abhärtung der Kindersoldaten und insbesondere auch von Ender selbst eingehen. Da er das auch nicht tut, bleibt die Entwicklung Enders vom verängstigten Kind zum charismatischen Anführer unmotiviert und unklar.

Dazu passt auch die Verleugnung des Autors beim Marketing des Films. Orson Scott Card ist ein strammer Konservativer und wohl im Alter noch etwas nachgedunkelt. Jedenfalls ist er in den letzten Jahren durch islamfeindliche und schlagzeilenträchtige extrem homophobe Äußerungen negativ aufgefallen, was zu der Entscheidung führte, den Film ohne ihn zu promoten. Nicht dass ich seine Äußerungen gutheißen würde, aber das Buch stammt nunmal von ihm. Der Versuch seine Intensionen und seine Weltsicht bei der Verfilmung unter den Tisch fallen zu lassen, ohne gleichzeitig etwas Eigenes, Gleichwertiges hinzuzufügen, führten zu einem cleanen Blockbuster mit netten Special Effects – ohne Seele.

„Ender’s Game“, USA 2013, Regie: Gavin Hood, Mit Harrison Ford, Asa Butterfield, Ben Kingsley u.a. Constantin Film Verleih GmbH.

Von |2018-11-30T19:17:35+01:002. Dezember 2013|Film|