The World’s End

Es gibt Rituale, deren Ablauf über die Generationen hinweg erstaunlich stabil geblieben ist, obwohl es überhaupt keine expliziten Regeln zu geben scheint. Bestes Beispiel: Die Sauftour.

Insbesondere Gruppen junger Männer halten sich bei solchen Touren an eine Art Code of Honour, der seit Urzeiten festgelegt ist und der etwa besagt, dass man, wenn alle schon sturzbesoffen sind, einfach noch mal eine Runde Shots bestellt.

Kommentare hinsichtlich der sexuellen Attraktivität weiblicher Bekannter und Kneipenbesucher gehören ebenfalls zum Ritual, wobei die Lebensabschnitts- gefährtinnen der Anwesenden Tabu sind (nicht dass diese in der Nähe wären). Aufs Klo geht man als Mann grundsätzlich alleine, was in dem zu besprechenden Film eine gewisse Rolle spielt.

Geht man erst mal auf die Vierzig zu, hat sich so einiges geändert. Kneipenabende weichen Restaurantbesuchen, Kumpels weichen einem Bekanntenkreis und ein zweites Bier reicht oft schon für einen morgendlichen Kater. Aber all das ist vergessen, wenn sich die alte Truppe tatsächlich mal wieder zusammenfindet.

Waren Simon Pegg und Nick Frost in ihrem Erstling „Shaun of the Dead“ noch Durchhäng-Mittzwanziger, deren Leben sich aus der Trinität Videospiele, Pubbesuche und Scheißjob zusammensetzte, während die Zombie-Apokalypse über sie hereinbrach, konnte man in „Hot Fuzz“, dem zweiten Teil der im Nachhinein so benannten Flavours-of-Cornetto-Komödien-Trilogie, feststellen, dass sie als Polizisten quasi im bürgerlichen Leben angekommen waren. Im neuesten Film trifft das Ende der Welt nun Protagonisten fortgeschrittenen Alters auf den Spuren ihrer Jugend.

Für die Wiederholung einer legendären Kneipen-Tour während ihrer Schulzeit finden sich fünf alte Freunde wieder zusammen. Durch 12 Pubs ihrer alten Heimatstadt, in der keiner der fünf mehr wohnt, soll es gehen. Die Gruppe hat sich jahrelang nicht gesehen, die Lebenswege reichen von Überflieger-Karrieren bis Totalversager. Der Abend scheint in der Katastrophe zu enden, als alte Feindseligkeiten in der Gruppe wieder aufbrechen und man kurz davor ist, die Tour bereits in Pub 3 abzubrechen. Dann aber wird klar, dass in dem beschaulichen Städtchen etwas nicht stimmt.

Der Film macht deshalb Spaß, weil die Ausgangssitutation so authentisch und die Charaktere so glaubhaft sind. In Laufe der Handlung wird das Ganze natürlich absurder und absurder und damit meine ich nicht nur die Aliens. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob mich das Ende tatsächlich überzeugt, irgendwie scheint es nicht recht zum Rest des Films zu passen – trotzdem, die Grundidee sorgt für gute Unterhaltung und das Ganze ist eine brauchbare Analyse der Universalität des Male Bonding.

„The World’s End“, GB 2013, R. Edgar Wright, D.Simon Pegg, Nick Frost, Martin Freeman

Von |2018-12-01T17:46:15+01:0023. August 2013|Film|