Der soziale Druck ständig die Erde vor dem Untergang bewahren zu müssen, das ewige Versteckspielen und dann diese Klamotten! Superhelden haben es nicht leicht und um dem gerecht zu werden, wurde auch der Superhelden-Mythos in den letzten Jahren gehörig umgekrempelt.
Was früher zweidimensionale Baby-in-Zeitlupe-Retter und die Weltherrschaft-an-sich-reiß-Bösewicht-Verhinderer waren, sind heute die Jungs und Mädels von nebenan, mit Problemen, die aus dem Leben gegriffen sind. Der Archetyp des pubertierenden, unsicheren Superhelden, Spider-Man, dürfte derzeit der beliebteste sein und bringt gefühlt alle zwei Jahre ein neues Abenteuer ins Kino
Die Welt will heutzutage zweifellos von mutierten Normalos gerettet werden, wie auch der Riesenerfolg der US-Serie Heroes zeigte. Mir persönlich sind die US-Helden ja etwas zu glatt, der moralische Kompass etwas zu klar austariert. Schließlich leben wir in einer Welt, wo keiner so richtig weiß, wo hinten und vorne ist.
Mehr anfangen konnte ich deshalb auch mit der UK-Serie Being Human (2008-2013), die bisher noch nicht in Deutschland zu sehen war, in der sich ein Vampir, ein Werwolf und ein Geist eine WG teilen. Die Serie dreht sich um die gewöhnlichen Probleme des WG-Alltags, vermischt mit den gewöhnlichen Problemen des Erwachsen-Werdens und den ungewöhnlichen Problemen ein übernatürliches Wesen zu sein.
Besser noch als Being Human, aber mit einer ähnlichen Mischung aus Comedy, Fantasy und Coming-of-Age, präsentiert sich die ebenfalls britische Serie Misfits (2009-), in der fünf jugendliche Straftäter nach einem Sturm plötzlich übernatürliche Kräfte besitzen.
Die Fünf müssen als Strafe, die Delikte reichen von Brandstiftung bis Drogenbesitz, sechs Wochen Sozialdienst abreißen, Parkbänke streichen und Müll einsammeln. Die Gruppe versteht sich untereinander nicht besonders und schon gar nicht mit ihrem Bewährungshelfer. Als ein Blitz einschlägt und Letzterer zum wilden Amokläufer mutiert, müssen sie ihm allerdings den Schädel einschlagen und sehen sich aufgrund der Umstände gezwungen, die Leiche einfach verschwinden zu lassen. Das schweißt zusammen.
Nach und nach entdeckt jeder der Fünf seine Superkraft (Gedankenlesen, Unsichtbarkeit usw.), oft ohne sie allerdings richtig beherrschen zu können, in manchen Fällen sind sie nicht mal sehr vorteilhaft. Außerdem sind sie bei weitem nicht die Einzigen, denen der Sturm solche Kräfte verschafft hat, was zu weiteren Verwicklungen führt.
Sehenswert wird die Serie vor allem dadurch, dass die Fünf authentisch sind, keine strahlenden Helden, mehr eine Gruppe Jugendlicher, der man nachts nicht alleine im Park begegnen wollen würde. Der Umgangston ist zwar harsch, die Serie ist aber trotzdem oder vielleicht genau deshalb richtig witzig. Die Handlung walzt mit einem atemberaubenden Tempo voran, der Autor tobt sich mit immer neuen Ideen aus, bleibt seinen Charakteren, die sich innerhalb der Gruppe mit der Zeit neu positionieren, aber stets treu.
In ihrem Heimatland geht die Serie inzwischen in die fünfte (und voraussichtlich letzte) Staffel. ZDF Neo strahlt ab Freitag, dem 28.6., die ersten beiden Staffeln aus. (Ab der dritten Staffel verliert die Serie etwas an Leichtigkeit). Bei MyVideo soll man nach der Sommerpause (?) die Serie auch wieder online anschauen können. Dort sogar wahlweise im Original, was bei den Dialekten der Protagonisten, die es nur rudimentär in die deutsche Version geschafft haben, durchaus empfehlenswert ist.
Fazit: Unterhaltsame Serie, nicht nur für Superhelden-Fans.
„Misfits“, TV Serie, GB 2009-2013, D. Antonia Thomas, Iwan Rheon, Joseph Gilgun, Lauren Socha, Nathan Stewart-Jarrett, Robert Sheehan u.a.