Science Fiction und Fantasy mag man vorwerfen, dass sie sich ständig wiederholende Sujets kolportieren, aber das Meister-Genre, was die immerwährende Rekombination des stetig Gleichen betrifft, ist sicherlich der Krimi. Eingekeilt zwischen Horror und Thriller auf der einen und Drama und Mystery auf der anderen Seite, definiert sich der Krimi durch eine Hand voll Klischees, die in schöner Regelmäßigkeit abgespult werden, wie einen festgelegten Ablauf (Einleitung – Auffinden der Leiche – Befragung der Zeugen/Verdächtigen – Zuspitzung – Showdown), ein festes Inventar an Charakteren (das Ermittlerteam, ein Alter mit Erfahrung, ein Jungspund-Gehilfe) oder auch die eindeutige Präferenz für Wasserleichen.
In früheren Zeiten konnte man bei Agatha Christie oder Dorothy L. Sayers noch mitraten, wer es denn gewesen sein könnte. Heutzutage erfreut man sich einfach nur noch an den Deux-Ex-Machina-Wendungen und verstiegenen Mordmotiven, die den Autoren so einfallen.
Die britische Kultserie Jonathan Creek, ist dazu eine recht faszinierende Ausnahme. Im Mittelpunkt jeder Folge steht überhaupt nicht, wer es war oder warum, sondern das Wie. Jeder Fall ist eine Art Lateral-Thinking-Puzzle, Leichen werden in hermetisch verschlossenen Räumen gefunden oder verschwinden aus diesen, Tote werden nach ihrem Ableben noch von Zeugen gesehen oder Verdächtige befinden sich auf zwei Kontinenten gleichzeitig. Das Ermittlerteam ist (in den ersten drei Staffeln) eine feiste Journalistin und namensgebender Jonathan Creek, ein Nerd, der Zaubertricks für einen Magier entwickelt.
Die Serie folgt zwar in vieler Hinsicht den Krimi-Konventionen, ist allerdings schon aufgrund des schwarzen Humors um einiges unterhaltsamer als ein Durchschnittstatort. Die besten Folgen sind zweifellos nichts weniger als genial.
Die Serie war bisher noch nicht in Deutschland zu sehen. Sie lief in Großbritannien von 1997-2004 und brachte danach noch drei Specials hervor, das letzte (The Clue of the Savant’s Thumb) lief jetzt über Ostern bei der BBC und wird Anfang Mai als DVD veröffentlicht. Dieses letzte Special ist allerdings eher eine lauwarme Empfehlung und mehr was für Hardcore-Fans, Einsteiger sollten auf jeden Fall mit den ersten Staffeln anfangen, sehr gute Folgen sind „Jack in the Box“, „The Reconstituted Corpse“, „No Trace of Tracy“, „Time Waits For Norman und Miracle in Crooked Lane.“
„Jonathan Creek“, GB, TV-Serie,Buch: David Renwick, Darsteller: Alan Davies, Caroline Quentin, Stuart Milligan u.a.