George Mann: Affinity Bridge

Das Schöne an „Affinity Bridge“ des Briten George Mann ist, dass der Roman alles enthält, was man als Fan von Steampunk erwarten kann: ein in Nebel getauchtes, viktorianisches London etwa sowie einen heldenhafte Gentleman-Meisterdetektiv, der erst mal eine Tasse Earl Grey braucht, bevor er logische Schlüsse zieht, oder auch dampfgetriebene Luftschiffe, die von uhrwerkgetriebenen Automaten in Menschengestalt gelenkt werden, nicht zu vergessen den verrückten Wissenschaftler oder das junge hellsichtige Mädchen oder eben auch die rätselhafte Seuche, die Menschen in Monster verwandelt.

„Affinity Bridge“ ist der erste Band der inzwischen 3 Romane umfassenden Krimi-Serie um das Detektivgespann Newbury und Hobbes. Alle drei Bände sind im Laufe des letzten Jahres auf Deutsch bei Piper erschienen. Weitere Fortsetzungen sind geplant.

Im ersten Teil ist im London von Königin Viktoria der Teufel los, eine Mordserie in Whitechapel (wo sonst?) soll mit einem blaufunkelnden Geist in Polizeiuniform zu tun haben. Der Spezialagent seiner Majestät Sir Mycroft Newbury wird zusammen mit seiner ebenso hübschen wie resoluten Gehilfin Veronica Hobbes auf den Fall angesetzt, nur um kurz darauf mit dem Absturz eines Zeppelins konfrontiert zu werden, bei dem alle Insassen verbrannten und bei es augenscheinlich nicht mit rechten Dingen zugegangen sein muss.

George Mann kennt sein Genre zweifellos und bleibt ihm treu. Er versteampunkt das London des 19. Jahrhunderts um nur eine Drehung des Zahnrads – ansonsten hält er sich viktorianisch züchtig zurück, um die erzeugte Atmosphäre nicht zu verderben. Das Ergebnis ist ein Kolportage-Roman im besten Sinne, mit allen Ideen, die zum Steampunk dazugehören. Gut lesbar, aber eben auch ohne überraschende Wendungen oder abgefahrene Details, mit denen große „Zeitgenossen“ wie Sherlock Holmes oder Kapitän Nemo aufwarten konnten. Wäre man kritisch, könnte man dem Roman „Style over Substance“ vorwerfen, wir geruhen allerdings an unserem Tee zu nippen und „a fairly entertaining piece of craftsmanship, my dear fellow“ zu murmeln.

George Mann: „Affinity Bridge“, 448 Seiten, Piper-Verlag.

Von |2018-11-30T18:59:16+01:0010. August 2012|Buch|