Für einen finnisch-deutsch-australischen Low-Budget-Film (ca 7,5 Millionen Euro), bei dem es um Nazis auf dem Mond geht, die eine Invasion der Erde planen, hat Iron Sky überraschend viel mediale Aufmerksamkeit erhalten. Das ist nicht zuletzt einer erfolgreichen Untergrund-Marketingkampagne zu verdanken, die bereits 2008 begann und die auch dafür sorgte, dass der Film das Interesse vieler Filmfans auf sich zog, bevor er überhaupt gedreht wurde. Auch die teilweise Finanzierung direkt durch Privatleute im Internet (Crowdfunding) war in dieser Größenordnung ein Novum (900.000).
Die kritischen Stimmen reichten von frenetisch, im Spiegel wurde der Film etwa als „ganz großes Trash-Vergnügen“ angepriesen, bis zu Henryk M. Broders Totalverriss in der Welt („Unterhaltungswert tendiert gegen null“) oder auch Jörg Buttgereits Vorwurf „zu viel politische Korrektheit und platte Albernheiten“.
Diese Einschätzungen sind insofern richtig, als dass der Film in der Tat keine beißende Nazi-Satire ist. Andererseits, warum sollte heutzutage auch jemand einen Film im Stil von Chaplins „The Great Dictator“ oder Lubitschs „Sein oder Nichtsein“ drehen, um „die alten“ Nazis lächerlich zu machen? Damit wäre er ja doch etwas zu spät dran.
Timo Vuorensola wollte wohl eher das Bild der Nazis als Überbösewichte, wie es in der Popkultur vorherrschend ist und uns in Hollywoodfilmen ständig begegnet, auf die Schippe nehmen – und das gelingt schon. Der Film ist deshalb eigentlich kein Trash, sondern eine Satire auf Trash. Ebensowenig ist er in dieser Hinsicht politisch korrekt oder politisch unkorrekt. Die Frage stellt sich überhaupt nicht. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen etwa Ist ja irre- Cäsar liebt Cleopatra vorzuwerfen, dass dort die Kritik am römischen Reich zu wenig Substanz hat.
Eine politische Satire ist Iron Sky allenfalls, wenn es um das Hier und Jetzt geht, also um den Kampf der USA gegen das Böse – und da kommen die Bigger-than-Life-Mond-Nazi-Weltherrschaft-an-sich-reiß-Schurken ins Spiel. Die Darstellung amerikanischer Politik ist zugegebenermaßen wenig subtil, allerdings sind die Äußerungen von potentiellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten wie Sarah Palin und Co doch derart beängstigend und wahnwitzig, dass doch jede subtile Kritik ins Leere greifen müsste.
Wer sich damit anfreunden kann, könnte an dem liebevoll gemachten Film Gefallen finden. Der Humor ist weniger deutsch als finnisch, also absurd und schräg. Die Special Effects sind für einen Film mit derart kleinem Budget beeindruckend, einzig von der Musik von Laibach hätte ich mir mehr versprochen. Sehenswert.
„Iron Sky“, BRD/Finland/Australien, 2012, R. Timo Vuorensola, D. Götz Otto, Julia Dietze, Udo Kier u.a.