Die Tribute von Panem

„Die Tribute von Panem“ (OT: „The Hunger Games“) ist die Verfilmung des ersten Teils der gleichnamigen, sehr erfolgreichen Science-Fiction-Roman-Trilogie für junge Erwachsene von Suzanne Collins. In den USA wurde der Film von Kritikern und Publikum gleichermaßen positiv aufgenommen.

In einer nicht allzu fernen Zukunft ist die USA ein dystopischer Staat mit Namen Panem, in dem, um die hungernde Bevölkerung in Angst und die dekadente Oberschicht bei Laune zu halten, Spiele auf Leben auf Tod veranstaltet werden. Jedes Jahr werden aus jedem der 12 Distrikte per Los ein Junge und ein Mädchen ausgewählt (also insgesamt 24), die dann in einem Waldstück so lange aufeinander losgehen, bis nur noch einer übrig ist. Das Ganze wird natürlich gefilmt.

Die Prämisse erinnert stark an den verstörend realistischen „Battle Royale“ (JP 2000), in dem japanische Schüler auf einer Insel gegeneinander kämpfen mussten, allerdings fehlt den Tributen von Panem die Intensität seines Vorgängers. Der Film ist schon sehr blank poliert, ohne brutale Gewalt, dafür mit nerviger Wackelkamera, wenn es rundgeht. Die Teenager sehen alle einen Tick zu gut aus, die Figuren und Dialoge sind auch für Hollywood-Verhältnisse etwas zu eindimensional geraten, die Ästhetik a la Drittes Reich trifft Willy Wonka etwas zu berechnend. Insgesamt ist der Streifen ein routiniert runtergekurbeltes Hollywood-Produkt ohne Peinlichkeiten, aber eben auch ohne Herz.

Das einzig Interessante an dem Film scheint mir die implizite Ideologie zu sein. In einem Spiel, wo alle gegen alle antreten, können Freundschaften und Bündnisse immer nur strategisch sein, sie dienen nur dem Zweck, den eigenen Erfolg zu sichern und am Ende derjenige zu sein, der siegreich ist. Über Leichen zu gehen, ist völlig in Ordnung, denn das sind die Regeln des Spiels (wobei die Heldin selbstverständlich „anständig“ bleibt und nur die Bösen in Notwehr killt). Als Belohnung ist man dann der Star, hat einen Fernsehauftritt im Casting-Show-Style, ist berühmt und wird von allen geliebt.

Möglicherweise liegt hier auch der Grund für die Popularität des Films und der Romane, denn während ich das heuchlerisch und verlogen finde und denke, dass ich in einem solchen FDP-Paradies nicht leben will, ist diese Welt schon Realität für viele Teenager, die die Regeln der Ellenbogengesellschaft bereits verinnerlichen und sich fragen, wie man in einer solchen Situation ein guter Mensch und sich selbst treu bleiben kann. Die Antwort des Films darauf ist allerdings wenig glaubhaft.

„Die Tribute von Panem“, USA 2012, R. Gary Ross, D. Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Wes Bentley, Lenny Kravitz, Stanley Tucci, Woody Harrelson u.a.

Von |2018-11-30T19:03:09+01:003. April 2012|Film|