Entschuldigen Sie, welches Jahr ist heute?
Zeitreisen gehören heutzutage fest zum Repertoire der Science- Fiction. In die Zukunft, in die Vergangenheit, auch gern in Schleifen, nachdem man aus Versehen den eigenen Großvater umgebracht oder den Ausgang des Zweiten Weltkriegs verändert hat und nun wieder alles rückgängig machen muss. Aber ich greife vor. Zunächst war die Methode der Wahl, um von der Gegenwart in die Zukunft zu kommen, der Tiefschlaf, so wacht etwa schon der Held in Edward Bellamys Roman „Looking Backward“ von 1888 im Jahr 2000 in einem marxistisch-paradiesischen Amerika auf.
Die Tiefschlaf-Reisen in die Zukunft sind seitdem einer der populärsten Stoffe der modernen Science Fiction wie man an Buck Rogers, Demolition Man oder Red Dwarf sehen kann. Das Motiv der Schläfer, also dass jemand einschläft und hunderte Jahre später wiederauftau(ch)t, ist allerdings sehr viel älter. In der japanischen Legende von Urashima Taro- etwa folgt ein Fischer einer Schildkröte in das Unterwasserreich des Meeresgottes, wo er 3 Tage verbringt, um dann bei der Rückkehr in sein Dorf feststellen zu müssen, dass sich alles verändert hat und niemand mehr lebt, den er kennt, weil dreihundert Jahre vergangen sind. Im deutschen Sprachraum gibt es die Sage vom Hirten Peter Klaus, der während der Suche nach einer Ziege drei kegelnden Geistern begegnet. Nachdem er deren Wein getrunken hat, schläft er hunderte von Jahren.
Bei den klassischen Schläfer-Geschichten steht die persönliche Tragödie des Zeitreisenden im Vordergrund, der alles verliert, seine Familie, seine Freunde, seinen Besitz, eben seine ganze bekannte Welt, oft noch verstärkt dadurch, dass der Schläfer selber nach seinem Erwachen nur noch kurze Zeit zu leben hat. Quasi archetypisch zu sehen in dem Tränendrücker Forever Young (USA, 1992) mit Mel Gibson, der einen Airforce-Piloten spielt, der 1939 eingefroren und vergessen wird und nach seinem Erwachen 50 Jahre später rapide alternd versucht seine Verlobte zu finden.
Interessanter ist da schon Iceman (USA, 1984). In der Arktis finden Forscher den Körper eines Steinzeitmenschen, der vor 40 000 Jahren eingefroren wurde. Als sie ihn auftauen, gelingt es zur Überraschung aller, den Mann wiederzubeleben. Sie richten ihm ein Gewächshaus ein, wo ihn die bösen Wissenschaftler als Forschungsobjekt und die guten Wissenschaftler als vollwertigen Menschen behandeln. Der Film hat eine etwas grüne, hippiemäßige „Zuerst sterben die Maikäfer und dann wir“-Grundstimmung – trotzdem sehenswert. Die Idee gibt’s auch als Teenage-Blödel-Klamotte auf unterirdischem Niveau – zu ihrer Zeit aber sehr erfolgreich: Steinzeit Junior (Encino Man, USA, 1992) mit Brendan Fraser.
Viele Schläfer-Filme sehen die Tragödie dann auch eher von ihrer heiteren Seite, z. B. die Filme um Austin Powers mit Mike Myers, in denen ein James-Bond-Superheld-Agent in den 60ern eingefroren und in den 90ern aufgetaut wird, um einen ebenfalls schockgefrosteten Ultrabösewicht zu jagen.
Wie ich finde, viel zu wenig gewürdigt wird die Komödie Hibernatus (FR, 1969) mit Louis de Funès, der in Deutschland unter einer ganzen Reihe bescheuerter Titel vermarktet wurde (u.a. „Onkel Paul, die große Pflaume“). In der Arktis findet man einen 25-jährigen Mann, der dort 1905 eingefroren wurde. Um den angeschlagenen Gesundheitszustand des Mannes nicht zu gefährden, müssen seine Enkelin und deren Familie so tun, als sei immer noch 1905, inklusive Umbau des Wohnhauses. Der Film „Good Bye, Lenin!“ mit Daniel Brühl hat seine Grundidee von diesem Film übernommen.
Trotz eines, gerade für einen Disney-Jugendfilm, recht düsteren Anfangs, ist auch Der Flug des Navigators („The Flight of the Navigator“, USA, 1986) wohl eher eine Komödie. Die Geschichte des 12-jährige David, der plötzlich 8 Jahre überspringt ohne zu altern (er wurde von einem Raumschiff entführt, das mit Lichtgeschwindigkeit fliegt) gehört zu den Kult-80er- Kindheit- Wohlfühlfilmen.
Dann sollte man noch die Filme erwähnen, die streng genommen keine Schläfer- Filme sind, aber trotzdem hier reinpassen, wie die politische Satire Underground (YU, 1995) von Emir Kusturica. Während des Zweiten Weltkriegs versteckt sich eine Gruppe Partisanen mit ihren Familien im Bunkerlabyrinth unter Belgrad, um dort Waffen für den Widerstand herzustellen, für die Obengebliebenen ist das so lukrativ, dass sie die Menschen unten mit gefakten Nachrichten 20 Jahre lang in dem Glauben lassen, es sei noch immer Krieg.
Einen ähnlichen Ausgangspunkt hat auch die in ihrem Humor etwas vorhersehbare Komödie Eve und der letzte Gentleman (Blast from the past, USA, 1997) mit Brendan Fraser, in dem eine Familie nach 35 Jahren ihrem Atombunker entsteigt und sich in einer veränderten Welt zurechtfinden muss.
Was für die ursprünglichen Legenden keine Rolle spielte, allerdings heute im Zentrum der Science Fiction steht, ist der grundlegende Wandel unserer Lebensumwelt. Die Menschen des Mittelalters lebten in einer sozialen Ordnung, von der sie annahmen, dass sie sich bis zum jüngsten Gericht nicht mehr verändert würde, weil sie von Gott selbst vorgegeben sei. Natürlich kamen und gingen neue Könige und Kaiser, es gab Kriege, Hungersnöte usw., aber der Rahmen ihres Weltbilds stand fest.
Mit Beginn der Industrialisierung Ende des 18. Jahrhunderts setzte dann eine sich ständig beschleunigende, technologische Entwicklung ein, die die Art, wie wir leben, bis heute ständig umwälzt. Jeder von uns geht davon aus, dass die Erde in 50 Jahren völlig anders aussehen wird, mit anderen Maschinen, anderen sozialen Werten und Normen und 20 Grad im Januar.
Die Frage, was genau geschehen wird, ist wohl einer der Gründe für die Entstehung der Science Fiction als Genre. Bei vielen Schläfer-Geschichten geht es dann auch genau darum. Wenn etwa Fry in Matt Groenings allseits bekannter Zeichentrickserie Futurama 1000 Jahre eingefroren wird oder in Idiocracy (USA, 2006) ein völlig verblödetes Amerika der Zukunft auf uns wartet.
Mein persönlicher Lieblingsfilm dieser Sorte ist Woody Allens Der Schläfer (Sleeper, USA 1973), in dem sich auch der kleine Ladenbesitzer Miles Monroe mit der bizarren Zukunft in 200 Jahren herumschlagen muss.
Eine Kutsche ohne Pferde, welch mächtige Zauberei!
Bei Zeitreisen gibt es zunächst logischerweise zwei Richtungen – in die Zukunft und in die Vergangenheit. Wenn man die Perspektive dieser beiden Möglichkeiten umkehrt, erhält man zwei weitere: Nämlich, dass wir in der Gegenwart Besuch von Menschen aus der Zukunft bzw. der Vergangenheit bekommen. Letztere Option ist einer meiner Lieblingsstoffe.
In dem neuseeländischen Film Der Navigator (The Navigator: A Medieval Odyssey, NL/AUS 1987) bohrt sich im mittelalterlichen Cumbria (Nordengland) eine Gruppe von Menschen durch die Erde auf der Suche nach einer Rettung vor der Pest und landet in einer neuseeländischen Großstadt des Jahres 1987. Der Film ist deshalb so faszinierend, weil er die Geschichte strikt aus der Perspektive der von der Pest bedrohten Gruppe erzählt und die moderne Großstadt aus deren Weltbild heraus erklärt.
Andere bekannte Besucher aus dem Mittelalter sind Die Besucher (Les visiteurs, FR, 1993) Jean Reno und Christian Clavier, deren Stippvisite ein französisches Sequel und ein amerikanisches Remake folgte – alles ziemlich krasse Ulkstreifen.
DER Besucher aus dem Mittelalter bleibt aber natürlich der Zauberer Catweazle (UK, TV-Serie 1970-71), der sich auf der Flucht vor den Normannen mit seiner Kröte Kühlwalda ins 20. Jahrhundert hext und dort Abenteuer mit Telefonen, Traktoren und Glühbirnen besteht. Weit souveräner stellt sich da schon der Highlander (USA, 1986) dran, der sich auch nach drei Fortsetzungen, einem Spin-Off-Film, vier Fernsehserien und etlichen Novelizations, Comics und Video Games immer noch nicht ausgetobt hat – ein Film-Reboot ist bereits geplant.
Ein sehenswerter Besuch aus dem 19. Jahrhundert ist Flucht in die Zukunft (Time after Time, USA 1979) mit Malcom McDowell. Der Serienkiller Jack the Ripper flieht mit einer Zeitmaschine ins Jahr 1979, gefolgt von H. G. Wells persönlich. Der Film ist inzwischen Kult und ein Muss für jeden Genre-Fan.
Eindeutig von diesem Film inspiriert ist Time Changer (USA, 2002), in dem 1890 ein streng gläubiger Bibelprofessor (heißen die wirklich so?) ins 21. Jahrhundert reist und über die Zustände geschockt ist. Gerade das offensichtlich christliche Anliegen des Films macht ihn irgendwie authentisch und als SciFi-Fan ist man schließlich an fantasievolle Welterklärungsversuche gewöhnt.
Wo wir schon bei christlich sind, kann ich auch gleich noch The Gathering (USA, 2003)mit Christina Ricci und Ioan Gruffudd erwähnen. Eher ein Mystery-Thriller, in dem die junge Cassie ihr Gedächtnis verliert und auf der Suche nach ihrer Identität seltsame Vorgänge in einem kleinen Dorf in England bemerkt.
Zum Ende des Besucher-aus-der-Vergangenheit-Abschnitts wieder ein Tipp, der der beinharten Wissenschaft zuzuordnen ist. In Das Philadelphia Experiment (The Philadelphia Experiment, USA, 1984) werden zwei Matrosen 1943 während eines Experiments der US-Armee ins Jahr 1984 geschleudert. Das Philadelphia-Experiment ist eine der bekanntesten Urban Legends zu Zeitreisen, die Verfilmung schöpft das Potential nicht wirklich aus – trotzdem ganz nett.
Im zweiten Teil wird es um Zelluloid-Reisen in die Vergangenheit in allen möglichen Konstellationen gehen…
„Schau mal, da vorne erfindet Einstein gerade die Relativitätstheorie…“
Einer der ersten Romane, in dem jemand in die Vergangenheit reist, ist Mark Twains Satire „A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court“ von 1889. Er erzählt die Geschichte von Hank Morgan, einem Waffenmacher aus Connecticut, der, nachdem ihm jemand eine Brechstange über den Kopf gezogen hat, im mittelalterlichen England wieder aufwacht. Hank ist ein wahrer Alleskönner und ein durch und durch moderner Mensch, am Ende baut er sich ein Maschinengewehr und schlachtet 30 000 Ritter ab.
Das Buch wurde x-mal verfilmt und war auch in jüngerer Zeit die Vorlage für ziemliche Geradeaus-Komödien, wie Ritter Jamal- Eine schwarze Komödie (Black Knight, USA, 2001) mit Martin Lawrence oder Ein Ritter in Camelot (A Knight in Camelot, USA, 1998) mit Whoopi Goldberg.
Das Motiv der überlegenen Zeitreisenden, die den primitiven Menschen in der Vergangenheit die Werte der Neuzeit näherbringen, entwickelte sich zu einem sehr beliebten Aufhänger, wie man an den Serien Time Tunnel (USA, 1966-67) oder auch an vielen Episoden der britischen Kult-Serie um den außerirdischen Time Lord Doctor Who (UK, 1963-heute) sehen kann. Satirisch reflektiert wurde das Ganze in Army of Darkness, (USA, 1992), dem letzten und ironischste Teil der Tanz-der-Teufel-Trilogie.
Einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Russland (mit 60 Millionen Kinobesuchern) ist Iwan Wassiljewitsch wechselt den Beruf (Ivan Vasilevich menyaet professiyu, UdSSR, 1973) nach einem Stück von Michail Bulgakow, in dem ein Tüftler mit einer Zeitmaschine aus Versehen seinen Hausverwalter und einen Einbrecher in der nächsten Wohnung in die Zeit Ivans des Schrecklichen transportiert und dafür den Zar persönlich in seine Wohnung holt, ziemlich überdreht, aber immer noch ganz amüsant.
Schreiten wir aber weiter voran zu den Filmen, die versuchen, die Vergangenheit wenigstens einigermaßen authentisch darzustellen, wie Timeline (USA, 2003) nach Michael Crichton. An sich ist der Film nichts Besonderes, kolportiert aber schön alle Elemente, die zu so einer Mittelalter-Zeitreise dazugehören: Ein Archäologe geht während eines Zeitreise-Experiments im Mittelalter verloren und muss von seinen Kollegen zurückgeholt werden, die dann auch verlorengehen.
Als Kind mochte ich auch sehr Insel am Ende der Welt (The Island at the Top of the World, USA, 1975), in dem es Sir Anthony unterstützt von zwei Mitstreitern auf der Suche nach seinem Sohn in eine Wikinger-Siedlung in der Arktis verschlägt, die dort seit 1000 Jahren unverändert existiert.
Auch in diese Kategorie fällt der in Russland äußerst erfolreiche Film We Are from the Future (My iz budushchego, RU, 2008). Eine Gruppe junger Hobby-Archäologen, die in der Nähe von St. Petersburg illegal Militaria aus dem Zweiten Weltkrieg ausgraben und verscherbeln, werden ins Jahr 1942 teleportiert, mitten in den Krieg, und müssen dort als Soldaten gegen die Nazis kämpfen. Krass an dem Film sind weniger die Kampfszenen als das Male Bonding innerhalb der Gruppe vor dem Zeitsprung.
In der Regel wird bei kurzen Zeitreisen, also so bis 100 Jahre zurück, die Vergangenheit um einiges ernster genommen. Um das zu erreichen, sind die Zeitreisenden oft auch gleich in ein soziales Umfeld integriert, indem sie in den Körper eines Menschen in der Vergangenheit springen. Sehr bekannt ist die Serie Zurück in die Vergangenheit (Quantum Leap, USA, 1989-93), in der sich der Wissenschafter Dr. Sam Beckett nach einem misslungenen Experiment in jeder Folge im Körper eines anderen Menschen in der jüngeren Vergangenheit wiederfindet und dessen Leben wieder ins Lot bringen muss. Eine andere unterhaltsame „Springer“-Serie ist Life on Mars (UK, 2006-07), in der ein Polizist nach einem Autounfall 33 Jahre in der Vergangenheit (also 1973) aufwacht – wieder als Polizist im gleichen Department.
Ebenfalls recht populär sind auch Zeitreisen zu bedeutenden historischen Ereignisse, meist mit der Option, diese verändern zu können. Zeitpunkte der Wahl sind Attentate, große Erfindungen und natürlich auch Entscheidungsschlachten. Ein kurzweiliges Beispiel ist Der letzte Countdown (The final Countdown, USA, 1980) mit Kirk Douglas und Martin Sheen. Der Flugzeugträger USS Nimitz wird während einer Fahrt im Pazifik durch ein Zeitloch ins Jahr 1941 katapultiert, der japanische Angriff auf Pearl Harbor steht kurz bevor. Die gleiche Idee, allerdings umgekehrt, wurde in der japanischen Anime-Serie Zipang (JP, 2004-2005) aufgegriffen, in der ein japanischer Zerstörer ins Jahr 1942 teleportiert wird – zur Schlacht von Midway (DER Seeschlacht des 2. Weltkriegs im Pazifik). Wem solche Plots gefallen, für den könnte auch die, allerdings reichlich naive, Kinderserie Voyagers! (USA, 1982-83) etwas sein, in der in jeder Folge in ein wichtiges historisches Ereignis eingegriffen wird, um es gerade zu biegen.
Bei uns leider völlig unbekannt ist der sehenswerte tschechische Film Tomorrow I’ll Wake Up and Scald Myself with Tea (Zitra vstanu a oparim se cajem, CS, 1977)von Jind?ich Polák. In der nahen Zukunft sind Tourismus-Reisen in die Vergangenheit eine Normalität. Eine Gruppe von Alt-Nazis besticht einen der Zeit-Piloten eine Reise zu den Dinosaurien ins Jahr 1944 umzulenken, damit sie dem „Führer“ die Pläne für die Wasserstoff-Atombombe bringen können. Wer tschechische Kinderserien wie „Die Märchenbraut“ mag, wird viele der Schauspieler wiedererkennen, auch der ironische Humor geht in die gleiche Richtung.
Dann die Filme, in denen die Protagonisten eine ganze Rundreise durch die Vergangenheit veranstalten, die seriöse Darstellung der einzelnen Epochen fällt dabei naturgemäß eher flach, wie bei dem inzwischen zum Kultfilm avancierten Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit (Bill & Ted’s Excellent Adventure, USA, 1989), dem eine Fortsetzung und zwei Fernsehserien folgte – ein dritter Teil ist geplant. Bill und Ted, beide etwas unterbelichtet, reisen durch die Zeit, um historische Persönlichkeiten für ihr Geschichtsreferat einzusammeln.
Zumindest in Deutschland kaum weniger Kult ist auch die italienische Zeichentrickserie Herr Rossi sucht das Glück (IT, Il Signor Rossi cerca la Felicità, 1976), in der ein kleiner Fabrikarbeiter mithilfe einer Zauberpfeife versucht seinem eintönigen Alltag zu entfliehen, nur um den allgemein gültigen Lehrsatz „Früher war’s auch scheiße“ in allen möglichen Zeitepochen am eigenen Leib zu erfahren.
Mein persönlicher Lieblings-Rundreisefilm ist allerdings der skurril-schwarzhumorige Time Bandits (UK, 1981) von Terry Giliam, in der eine Gruppe Zwerge durch die Zeit springt, um Helden und Weltherrscher auszurauben.
Eine wichtige Unterkategorie der Reisen in die Vergangenheit fehlt noch – der Besuch der eigenen Geschichte, wenn etwa Ebenezer Scrooge vom Geist der vergangenen Weihnacht gezeigt bekommt, wie er früher so drauf war. Heutzutage haben die Leute natürlich normalerweise immer die Möglichkeit die Vergangenheit auch zu verändern.
Ein klassisches Beispiel ist Peggy Sue hat geheiratet (Peggy Sue Got Married, USA, 1986) von Francis Ford Coppola. Peggy hat sich gerade von ihrem Mann Charlie getrennt, mit dem sie seit der High School zusammen war, als sie beim 25-jährigen Klassentreffen auf einmal im Jahr 1960 wieder aufwacht und ihre Zeit auf der High School noch einmal durchlebt und sich wieder in den 18-jährigen Charlie verliebt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Lehre des Films nicht ein sehr konservatives „Wir können unser Leben nicht ändern und das ist auch gut so“ ist.
Ähnlich defätistisch (also für mich, auf andere Leute mag das ja beruhigend wirken) ist auch Die Frau des Zeitreisenden (The Time Traveler’s Wife, USA, 2003), in der ein Mann aufgrund einer genetischen Disposition ständig ungewollt durch die Zeit springt. Warum er die Zukunft nicht verändern kann, wo er sie doch kennt, ist nicht ganz klar, aber in dem Film geht es auch eher um Vorherbestimmung und die große Liebe des Lebens und so, also eher was für Frauen, die schon etwas zu lange auf den „Richtigen“ warten. (Die Grundidee stammt übrigens aus dem Klassiker „Slaughterhouse-Five or The Children’s Crusade“ von Kurt Vonnegut, der zwar auch verfilmt wurde, aber das Buch ist besser, sollte man gelesen haben.)
Mit etwas mehr Schmackes gehen die Leute in dem deutschen Film Die Tür (2009) mit Mads Mikkelsen zu Werke. Der Maler David vögelt die Nachbarin, während seine kleine Tochter im Garten spielt. Als er wiederkommt, schwimmt sie ertrunken im Pool. Fünf Jahre später findet er einen Durchgang, der ihn just zu diesem Zeitpunkt zurückbringt, er rettet seine Tochter im letzten Moment – nur was soll er jetzt mit seinem anderen Ich machen, das gleich von der Nachbarin kommt?
Wem das zu düster ist und man bei Jugendsünden eher an Partys denkt, wo man alles vollgereihert hat, für den könnte Hot Tub (Hot Tub Time Machine, USA, 2010) mit John Cusack etwas sein. Ich hab den Film letztes Jahr gesehen und schon wieder fast vergessen. worum’s ging. Vier Kumpels im besten Alter sind auf einmal wieder jung und in den 80ern und bereit die peinlichsten Momente ihres Lebens noch einmal zu erleben – let’s party!
An sich fällt auch Zurück in die Zukunft (Back to the Future, USA, 1985) in die Kategorie „Reise in die eigene Vergangenheit“, auch wenn Marty in den 50ern noch gar nicht geboren war, dafür wirbelt er ja die Vergangenheit seiner Eltern durcheinander.
Für die Zurück-in-die-Zukunft-Trilogie ist auch ein Aspekt wichtig, den ich bis jetzt noch gar nicht recht gewürdigt habe, nämlich die Nostalgie für die guten, alten Zeiten. Womöglich für Zeiten, die man gar nicht kennt. Ja, früher hatten die Leute vielleicht nicht so viel zu essen und die Gummistiefel waren aus Holz, aber dafür war es irgendwie echter, herzerwärmender, das goldene Zeitalter bla bla, alles Quatsch natürlich, aber vielleicht gibt man sich in schwachen Augenblicken doch gerne solchen Gefühlen hin. Ein Autor, der sich in das Bild einer Schauspielerin verliebt, nur das Bild ist aus dem Jahr 1912 und so meditiert er sich zurück, trifft die Liebe seines Lebens, aber ach, ach, das Glück, es verweilet nicht… Somewhere in Time, USA, 1980 mit Christopher Reeve.
Nicht nur für Harry-Potter-Fans könnte auch der Film From time to time (UK, 2009) mit Maggie Smith und vielen weiteren Harry-Potter-Veteranen etwas sein. Eine Verfilmung der bekannten phantastischen Kinderbuchreihe „Green Knowe“ von Lucy M. Boston mit „Großmutter, erzähl uns was von früher“-Romantik. Sehr schön gemacht. Tolly ist für die Ferien bei seiner Großmutter auf dem Land in einem großen Landhaus, irgendwann in den 1940ern. Kurz darauf merkt er, dass er durch die Zeit reisen kann, ins Jahr 1805, wo er den Menschen dort als Geist erscheint.
Abschließend noch Woody Allens letzter Film Midnight in Paris (USA, 2011) mit Owen Wilson, Allens größter kommerzieller Erfolg bisher. So richtig überzeugen konnte mich der Film allerdings nicht. Der Hollywood-Drehbuchautor Gil, der nach Paris gekommen ist, um Inspiration für einen künstlerischen Neuanfang zu finden, steigt in ein Taxi, das ihn zurück ins Paris der 1920er bringt, wo er bekannten Künstlern wie Hemingway, Picasso und Dali begegnet.
So viel zu den Reisen in die Vergangenheit. Im dritten Teil wird es um eine besonders in den letzten Jahren sehr beliebte Spielart der Reisen durch die Zeit gehen, nämlich um Zeitschleifen.
„Nein, du darfst nicht mit dir selbst telefonieren, sonst implodiert das Universum!“
Was passiert eigentlich, wenn man eine Sekunde zurück in die Zeit reist, um sich davon abzuhalten, eine Sekunde zurück in die Zeit zu reisen? Und was passiert dann danach, wenn man seinem anderen Ich peinlich berührt gegenübersteht?
So richtig beliebt wurden die Zeitschleifen in Hollywood durch Und täglich grüßt das Murmeltier (Groundhog Day, USA, 1993) mit Bill Murray. Kein typischer Science-Fiction-Film und wohl gerade deshalb auch so erfolgreich. Der zynische Wetterreporter Phil wacht jeden Morgen immer wieder am genau gleichen Tag auf, am Murmeltiertag in dem verschlafenen Nest Punxsutawney. Sehr amüsant und heutzutage ein Klassiker.
Die gleiche Grundidee (was zu einem Rechtsstreit führte) hatte auch der aus dem gleichen Jahr stammende, aber weit weniger interessante 12:01 (USA, 1993), in dem ein misslungenes Experiment dafür sorgt, dass sich der gleiche Tag wiederholt, allerdings erinnert sich nur der kleine Angestellte Barry an die Wiederholungen, dem zunächst niemand glaubt.(Für Fans dieser Prämisse sei noch schnell der mittelmäßige Repeaters (USA, 2010) erwähnt, dessen Handlung man als „Groundhog Day mit kriminellen Jugendlichen“ umschreiben könnte.)
Seitdem wird in Hollywood zeitgeschleift, dass sich die temporalen Linien biegen. In Genre-Kreisen sorgte seinerzeit der Low-Budget-Film Retroactive (USA, 1997) mit James Belushi für Aufsehen, in dem die Anhalterin Karen auf der Flucht vor einem Redneck, der gerade seiner Freundin den Kopf weggeschossen hat, in eine Zeitmaschine gerät. Ihre Versuche den Mord zu verhindern, indem sie zurückreist, führen allerdings regelmäßig zu mehr Toten. Regelmäßig von Erfolg gekrönt sind dagegen die Abenteuer in der TV-Serie Seven Days (USA, 1998-2001), wo jeweils sieben Tage in die Vergangenheit gereist wird, um Anschläge auf das weiße Haus, den Ausbruch todbringender Viren, Atombombenabwürfe und andere Kindergeburtstage zu verhindern.
Auch im rätselhaften Donnie Darko (USA, 2001) mit Jake Gyllenhaal spielt eine Zeitschleife eine Rolle, obwohl es eigentlich um etwas anderes geht – um was, ist nicht ganz klar. Der Film war anfänglich ein Flop und ist inzwischen Kult.
Wer es klassisch mag, dem ist die vierstündige Mini-Serie The Infinite Worlds of H. G. Wells (UK, TV-Serie, 2001) mit Tom Ward sehr zu empfehlen, für die Kurzgeschichten von H. G. Wells als Vorlage dienten, eben auch eine Zeitschleifen-Geschichte.
Auch klassisch, nämlich basierend auf einer Kurzgeschichte von Ray Bradbury, ist A Sound of Thunder (USA, 2005) von Peter Hyams. Dem Film wurde während der Produktion der Geldhahn zugedreht, was zur Folge hatte, dass die Special Effects einen ziemlich halbfertigen Eindruck machen. Der Film selbst ist soooo schlecht gar nicht und dank deutscher Beteiligung dürfen auch Armin Rohde und Heike Makatsch in einer Nebenrolle Dinosaurier jagen, zu denen sie mit einer Zeitmaschine geschickt wurden. Um die Vergangenheit nicht zu verändern, darf allerdings immer nur ein bestimmter Dinosaurier erlegt werden, den ein Vulkanausbruch eh dahingerafft hätte. Als ein Zeittourist aus Versehen auf einen Schmetterling tritt, verändert er damit die gesamte Evolution.
In dem handwerklich gut gemachten Déjà Vu (USA, 2006) versucht Denzel Washinton per Live-Stream aus der Vergangenheit einen Terroranschlag aufzuklären, bevor er zurückreist, um ihn gleich ganz zu verhindern. In Source Code (USA, 2011) mit Jake Gyllenhaal muss eine Bombe in einem Zug gefunden werden, bevor sie explodiert.
Obwohl nur mit einem Mini-Budget von $7,000 gedreht, hat sich der Independent-Film Primer (USA, 2004) im anglo-amerikanischen Bereich zu einem Referenz-Film, was Zeitschleifen betrifft, entwickelt. Primer konzentriert sich zunächst auf die technisch-wissenschaftliche Seite und wird gegen Ende dann, mit zunehmenden Zeitschleifen, immer komplizierter und unübersichtlicher. Beim Kucken des Films sollte man sich wohl den Merksatz: „Nur weil ich es nicht verstehe, ist es noch lange nicht genial“ zurückrufen und den Film aus dieser Perspektive auf sich wirken lassen. Als echter Zeitreise-Nerd sollte man den Film aber gesehen haben.
Beeindruckender fand ich den spanischen Film Timecrimes (Los Cronocrímenes, ES, 2007), der es ebenfalls schafft, mit einfachsten Mitteln dem Zeitschleifen-Motiv neue Aspekte abzugewinnen.
Bei Looper (USA, 2012) fand ich, dass Bruce Willis etwas mehr hätte … halt, den Film gibt es ja noch gar nicht, sorry, sorry, kommt vor.
Auch einer der international erfolgreichsten deutschen Filme der 90er basiert auf dem „Solange probieren, bis es klappt“-Prinzip: Lola rennt (1998) von Tom Tykwer, in dem Lola alle möglichen Optionen durchprobiert, wie sie das Leben ihres geliebten Manni retten kann, der sich Mafia-Kohle von einem Obdachlosen hat klauen lassen.
In japanischen Mangas ist das Motiv ebenfalls sehr beliebt, besonders erfolgreich war der Anime-FilmDas Mädchen, das durch die Zeit sprang (Toki o kakeru shojo, JP, 2006), in dem die 17-jährige Makoto entdeckt, dass sie zurück in die Vergangenheit springen kann und diese Gabe zunächst nutzt, um unangenehmen Situationen auszuweichen und ihre Freunde zu verkuppeln.
Wichtig ist bei Zeitschleifen, dass es am Ende irgendwie alles einigermaßen zusammenpasst, ähnlich wie bei Krimis, wo die Auflösung am Schluss auch Sinn ergeben muss. Ein Beispiel, wo man sich beim Abspann etwas veralbert vorkommt, ist der Horrorfilm Triangle (UK, 2009), bei dem eine Gruppe Schiffbrüchiger auf einem verlassenen, geheimnisvollen Ozeanriesen landet – der Film hat allerdings durchaus seine ästhetischen Reize.
Eine Variation des Themas sind Filme, die zwei alternativen Zeitlinien parallel folgen, um zu zeigen, wie es hätte sein können. So kriegt Gwyneth Paltrow in Version A in Sie liebt ihn- sie liebt ihn nicht (Sliding Doors, USA, 1998) gerade noch die U-Bahn und erwischt ihren Freund mit einer anderen im Bett, in Version B schließen sich die Türen vor ihr und die Fremdvögelei bleibt ein Geheimnis.
In Family Man (USA, 2000) wird Nicolas Cage gezeigt, was passiert wäre, wenn er seine Jugendliebe geheiratet und kein Wall-Street-Manager geworden wäre.
Etwas mehr ausgereizt hat diesen Stoff der äußerst erfolgreiche Butterfly Effect (USA, 2004) mit Ashton Kutcher, dem zwei unabhängige Fortsetzungen folgten. Der Student Evan entdeckt zufällig, dass er sich zu Schlüsselszenen in seinem Leben zurückdenken und diese auch verändern kann, was (durch den Schmetterlingseffekt) sein ganzes Leben und das seiner Freunde verändert. So versucht er durch sein Eingreifen persönliche Katastrophen in der Vergangenheit zu verhindern,löst dabei aber unwillkürlich andere aus, was zu immer neuen Versuchen führt, die Vergangenheit zu verändern.
Es gibt aber auch Zeitschleifen ganz ohne Zeitreisen, nämlich bei Botschaften aus der Zukunft, wie etwa in Frequency (USA, 2000) mit Dennis Quaid, in dem der Hobbyfunker John auf einmal seinen zwischenzeitlich verstorbenen Vater von vor 30 Jahren an der Strippe hat- gemeinsam jagen sie einen Serienmörder.
In dem romantischen Il Mare (Siworae, Südkorea, 2000) ermöglicht ein Briefkasten die Kommunikation mit der Zukunft in zwei Jahren – am Ende kriegen sie sich. In dem etwas langatmigen Paycheck (USA, 2003), nach einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick, erhält der verdutzte Ben Affleck statt eines versprochenen großzügigen Honorars einen Briefumschlag mit Alltagsgegenständen. In Feedback (USA, 2002) können die Leute bis zu 6 Stunden in der Vergangenheit anrufen, was fürs Roulettespielen ganz praktisch wäre, wenn man sich nicht blöd dranstellen würde – ziemlicher C-Film in jeder Hinsicht, kann man aber so mitnehmen.
So halbwegs in diese Kategorie fällt auch The Jacket (USA, 2005) mit Adrien Brody, in dem ein Irak-Veteran immer in die Zukunft reist, wenn er in einer Zwangsjacke in einem Leichenschrank liegt und so von seinem baldigen Ende erfährt.
Fürs Ende noch was Ironisches, die Zeitschleifen werden immer so ernst genommen – in der sympathischen Komödie Frequently asked questions about time travel (UK, 2009) geht man an die Probleme von Zeitreisen von der Metaebene aus ran, bevor man durch das Herrenklo im Stammpub in die Zukunft reist.
Im letzten Teil wird es (vor allem) um Besucher aus und in der Zukunft gehen.
Das 20. Jahrhundert war eine äußerst gefährliche Zeit, sprechen Sie mit niemandem und nehmen Sie nichts an, was Ihnen angeboten wird.
Während wir unsere Vorfahren für primitive, abergläubische Grobiane halten, die man mit einem Streichholz zurück auf die Bäume oder in die Burg scheuchen kann, hat sich für unsere Nachfahren das Klischee etabliert, dass es verweichlichte Schwächlinge sein werden, die sich von sterilem Essen aus Tuben ernähren, Sex ohne Körperkontakt praktizieren und gleichmacherischen Idealen frönen.
Also fangen wir am besten mit den Besuchern an, die das genaue Gegenteil sind, wie etwa: The Terminator (USA 1984), Arnold Schwarzenegger, der männlichste aller Männer, wortkarg, stark, souverän, treu, treffsicher, aber eben auch android und mit deutlich hörbarem österreichischem Akzent (im Original). Einer der erfolgreichsten Science-Fiction-Filme aller Zeiten mit „In die Vergangenheit reisen und z.B. Hitler umbringen, aber umgekehrt“-Handlung, gefolgt von 3 Fortsetzungen und einer kurzlebigen Spin-off-Serie (The Sarah Connor Chronicles, USA 2008-09).
Auch Bruce Willis strotzt nur so vor Virilität, hat aber einen Knacks abbekommen, wegen dem ganzen Weltuntergang und so: 12 Monkeys (USA 1995) von Terry Giliam. Im Jahr 2035 ist die Menschheit zu 99% durch ein Virus ausgerottet. Um ein Heilmittel zu entwickeln, wird James Cole ins Jahr 1996 zurückgeschickt, das Jahr, in dem die Epidemie ausgebrochen ist. Dort soll er eine Probe des noch nicht mutierten Original-Virus an sich bringen. Die typische Giliam-Ästhetik des Films macht ihn absolut sehenswert, auch wenn er am Ende etwas zu hollywoodmäßig sentimental wird.
Inspiriert wurde 12 Monkeys von einem Fotoroman-Kurzfilm des Künstlers Chris Marker, einer der faszinierendsten Filme, die ich kenne. Schwarz-weiß, nur mit einem Erzähler aus dem Off und sonst ohne Dialog, ohne bewegte Bilder, zu sehen sind nur Fotos, erzeugt der Film eine einzigartige Atmosphäre: Am Rande des Rollfelds (La Jetée, F 1962).
Satirisch ging die tschechoslowakische TV-Serie Die Besucher (aka Expedition Adam 84, OT: Navstevnici, CZ 1981-83) von Jindrich Polak an die Besucher-Thematik heran. An sich eine Jugendserie, ist sie auch heute noch wegen der intelligenten Handlung und vor allem auch wegen der vielen kleinen Details und Ideen sehr unterhaltsam. Im Jahr 2484 wird die Erde von einer Katastrophe bedroht. Abhilfe soll eine Formel schaffen, die das Genie Adam Bernau im Alter von 11 Jahren im Jahr 1984 angeblich entwickelt hat, und die eine Zeitreise-Expedition mopsen soll. Das Unternehmen geht natürlich schief und die verwirrten Besucher müssen sich auf einen längeren Aufenthalt in der Vergangenheit einrichten.
Vom Ausgangspunkt her sind auch die Filme Timescape (aka Grand Tour: Disaster in Time, USA 1992) und Zeitreise in die Katastrophe (Thrill Seekers, aka The Time Shifters, USA 1999) ganz vielversprechend, in denen es um Zeitreisetouristen aus der Zukunft geht, die Erlebnisreisen zu Katastrophen in ihre Vergangenheit (also unsere Gegenwart) machen. Beide Filme sind allerdings eher lahm und wissen mit dem Stoff nicht so wirklich was anzufangen.
Auch dieser Film ist eher eine lauwarme Empfehlung, aber ich mag halt Kinski, ganz besonders, wenn er ausrastet: Die Zeitfalle (Timestalkers, USA 1987). Ein Geschichtsprofessor entdeckt auf einem Foto aus dem Wilden Westen einen Cowboy, der eindeutig einen neuzeitlichen Colt trägt und entwickelt daraufhin eine Theorie über Zeitreisen. Die Besucher aus der Zukunft lassen nicht lange auf sich warten.
Als einer der weniger gelungenen, aber erfolgreichsten Filme mit Jean-Claude Van Damme gilt Timecop (USA 1994). Wer mit seinem Oeuvre vertraut ist, ahnt aber wohl, dass hier eher Fans von Martial-Arts-Action auf ihre Kosten kommen. In der nahen Zukunft versucht ein Senator durch Zeitreisen in die Vergangenheit, bei denen er Gold klaut und billig Aktien aufkauft, Präsident zu werden. Im Jahr 1994 kommt es zum Showdown mit den“Muscles from Brussels“.
Der nächste Film bekommt auch in den anspruchlosesten Fernsehguides immer ein 🙁 – nicht ganz zu unrecht, sicherlich, und heutzutage distanziert sich sogar (!) Thomas Gottschalk selbst, von dem auch das Drehbuch stammt, von seinem „Machwerk“ Zärtliche Chaoten 2 (D 1988), dabei gibt es kaum einen Film, der einen solch trashigen 80er-Charme versprüht, mit Hollywoodstars im Karrieretief, wie David Hasselhoff, Michael Winslow und Deborah Shelton (Dallas), 80er B-Mucke, ungelenken Dialogen und peinlicher Handlung. Ich LIEBE diesen Film. Frank und Xaver reisen aus dem Jahr 2043 zurück ins Gran Canaria von 1988, ihr Ziel ist, die Mutter ihres Chefs daran zu hindern, Sex zu haben, um so die Geburt ihres Vorgesetzten zu verhindern.
Das Rumgehüpfe in der Zeit der Enterprise-, Stargate- und Galactica-Crews überspring ich jetzt einfach mal, da sie vor allem für die Insider dieser Serien interessant sind. Wer sich an gestrandeten Raumschiffen aus der Zukunft ergötzen will, für den könnte Sphere (USA 1998) nach Michael Crichton was sein.
Als Kind mochte ich auch die tschechoslowakisch-deutsch-österreichisch-schweizerische TV-Serie Unterwegs nach Atlantis (1981) von Oto Hofman und Johanna von Koczian. Bei erneutem Anschauen ist mir allerdings aufgefallen, dass die inhaltlich-logischen Lücken zweifellos fußballfeldgroße Ausmaße haben – also mehr was für Nostalgiker. Mark erhält an seinem zwölften Geburtstag Besuch von Rhon, der aus dem Jahr 3000 stammt und ihn mit auf Abenteuer durch die Zeit nimmt.
Da es ja recht wenige Zeitreisen deutscher Provenienz gibt, am Ende noch der Hinweis auf die ZDF-Produktion, in der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ entstanden: Auf Nummer sicher? (D 2007), in der ein Zeitreisender aus der Zukunft davor warnt, Personalausweise durch eingepflanzte Chips zu ersetzen – ein bisschen sehr mit erhobenem Zeigefinger inszeniert.
Entschuldigen Sie, ist das hier die Zukunft?
Der Zeitreiseroman aller Zeitreiseromane ist natürlich H. G. Wells‘ „The Time Machine“ von 1895. Dort entwirft Wells kapitalismuskritisch eine zukünftige Welt, in der sich die unter Tage schuftende Arbeiterklasse über die Jahrtausende zu Kreaturen der Finsternis entwickelt und sich von den naiven Eloi, den Nachfahren der Reichen, an der Oberfläche ernährt. Recht nah am Original umgesetzt in dem Film Die Zeitmaschine (The Time Machine, USA 1960) mit Rod Taylor. (Das Remake von 2002 hat außer besseren Special Effects nicht wirklich was zu bieten)
Das ganze Genre der Zeitreise-Science-Fiction geht auf diesen Roman zurück und es gab auch etliche Versuche eine direkte Fortsetzung zu schreiben, die erste, auch heute noch lesenswert, dürfte von dem österreichischen Kulturphilosophen Egon Friedell stammen, der 1946, also kurz nach Wells‘ Tod, die Novelle „Die Reise mit der Zeitmaschine“ verfasste, von der es ebenfalls eine Verfilmung gibt (Die Rückkehr der Zeitmaschine, D, 1983).
Die 50er und 60er waren dann die große Zeit der Reisen in eine hoffnungslose Zukunft, meist hatte der Atomkrieg die Erde in eine Ödnis verwandelt und die letzten Menschen waren, ganz im Sinne von Wells, degeneriert, wie etwa in den typischen Filmen World without end („Planet des Grauens“, USA 1956) oder The time travellers („2071: Mutan-Bestien gegen Roboter“, USA 1964). Die beste filmische Zeitreise in eine hoffnungslose Zukunft ist aber wohl Planet der Affen (Planet of the Apes, USA 1968) mit Charlton Heston.
Das Zeitreisegenre dürfte inzwischen tausende von Filmen hervorgebracht haben, dazu kommen zigtausende von Romanen und Kurzgeschichten. Bei dieser Menge würde man einen riesigen Facettenreichtum an Stoffen und Ideen erwarten, tatsächlich wiederholen sich aber meist die immer gleichen Geschichten mit kleineren Abweichungen. Wenn man sich etwa die Zeitreiseepisoden der Serie Twilight Zone (USA, 1959-1964) anschaut, hat man den Eindruck, dass seitdem recht wenig dazugekommen ist.
Fürs Ende daher noch der Hinweis auf ein paar Filme mit etwas originelleren Ausgangspunkten, wie etwa Das Jesus-Video (D 2002) nach dem gleichnamigen Roman von Andreas Eschbach. Archäologen finden bei Ausgrabungen in Israel eine 2000 Jahre alte Gebrauchsanweisung für eine Kamera, die erst in drei Jahren auf den Markt kommen soll, gibt es ein Video von Jesus? Der Film und das Buch haben leider einen „Viele Agenten jagen den Koffer mit der Weltformel“-Plot, bei der Idee wäre mehr drin gewesen.
In dem als Parabel angelegten argentinischen Film Möbius (ARG 1996)– nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen US-B-Film aus dem gleichen Jahr – verschwindet eine U-Bahn mit allen Passagieren, der beauftragte Experte findet heraus, dass sich im Tunnelsystem eine Zeitschleife gebildet hat.
Auch Langoliers- Verschollen im Zeitloch (USA 1995) nach einer Kurzgeschichte von Stephen King, in der die Passagiere eines Linienflugs in eine Art verschobene Zeitebene geraten, in der die Naturgesetze nicht mehr richtig gelten, hat durchaus unterhaltungswert.
Als letzten Film noch einer der besten Filme aller Zeiten, bei uns ist er allerdings gar nicht mal so bekannt: Irrtum im Jenseits (A Matter of Life and Death, UK 1946) mit David Niven, in dem die Zeit ein paarmal angehalten wird. Der Pilot eines brennenden Kampfflugzeugs springt in den Tod, überlebt aber zu seiner eigenen Überraschung und erhält kurz darauf Besuch von einem Edelmann aus der Zeit der französischen Revolution, der ihm erklärt, dass das ein Versehen war.
So, das war es. Ich sollte mich noch für die 42 im Titel entschuldigen, die ich nur wegen Douglas Adams genommen hab, es sind ein paar mehr geworden. Ich habe die Filme und Serien ausgewählt, die ich für wichtig oder interessant halte, oder die mir besonders gefallen haben, den Anspruch auf Vollständigkeit habe ich nicht, im Gegenteil, ich hoffe, dass da draußen noch unbekanntere Perlen dieses Genres der Entdeckung durch mich harren.