Um das Jahr 2000 herum hatte die Fernseh-Show „Robot Wars“ eine eingeschworene Fangemeinschaft, in der sich regelmäßig selbstgebaute ferngesteuerte Roboterautos gegenseitig in einer Arena umstupsten.
Disney hat dazu nun den passenden Film produziert, nur dass sich jetzt Dreimeter-Roboter im Ring gegenüberstehen und es so richtig auf die Zwölf gibt, bis sich die Schrauben verkeilen und die Hydraulikflüssigkeit spritzt.
In einer nahen Zukunft werden Boxkämpfe nicht mehr zwischen Menschen,,sondern mit ferngesteuerten Robotern ausgetragen. Charlie (Hugh Jackman)tingelt mit seinem Roboter Ambush durchs Land und lässt ihn bei Preiskämpfen antreten. Als ihn die Nachricht erreicht, dass eine Ehemalige von ihm gestorben ist und er einen 11-jährigen Sohn (Max) hat, ist es für ihn keine Frage, dass er das Sorgerecht nicht will. Als er dann aber sieht, dass die Tante und der Onkel des Jungen schwerreich sind, wittert er die Chance, etwas Geld herauszuschlagen, dafür muss er allerdings 8 Wochen mit dem Jungen verbringen. Den herzerwärmenden Rest des Films kann sich jeder selbst ausmalen.
Die Handlung ist natürlich reine Nebensache, die eigentlichen Attraktionen sind die sich gegenseitig verdreschenden Metallkameraden: der abgehalvterte japanische Noisy Boy, der goldene Midas, der zusammengestückelte Metro, der doppelköpfige Twin Cities und der hoffnungslos veraltete Atom, den Charlie und Max auf einer Halde finden und wieder flottmachen – der Roboter-Held des Films.
Boxfilme haben in Hollywood eine lange Tradition. Einerseits garantieren die Kampfszenen spannende Action, andererseits ist das Boxen natürlich eine herrliche Metapher für das Sich-durchs-Leben-Schlagen – nicht zu unterschätzen ist allerdings auch die potentielle ideologische Kraft.
Allseits bekannt ist Rocky, der sich vom Schellendrescher zum Millionär hochboxt, der Film ist aber auch etwas ganz anderes. Als 1910 der schwarze Champion Jack Johnson den weißen James J. Jeffries, der angetreten war, um die Schwergewichtsmeisterschaft „für die weiße Rasse“ zu gewinnen, im „Fight of the Century“ k.o. schlug, kam es überall in den USA zu Rassenunruhen, mit versuchten Lynchmorden aufgebrachter Weißer an Schwarzen. Erst in den 30ern wurden schwarze Boxer durch die internationalen Erfolge von Joe Louis auch in der weißen amerikanischen Mittelschicht halbwegs salonfähig. Die Rassentrennung hatte allerdings weiterhin bestand. Die rechtliche Diskriminierung von Schwarzen wurde in den USA erst in den 50ern und 60ern schrittweise aufgehoben.
1976 produzierte die Traumfabrik dann das, was es in Wirklichkeit nicht gab: Rocky, eine weiße Boxlegende, die schwarze Boxer, die Muhammad Ali, Sonny Liston oder George Foreman nachempfundenen waren, besiegte.
Real Steal hat mit Rocky nicht nur die Ästhetik der Box-Szenen gemeinsam, sondern auch das Element der Ideologie durch die Hintertür, freilich spielt in dem Film Rassentrennung keine Rolle, aber der Traum vom schrottreifen, veralteten Roboter, dem man einen Chip aus einem zweitklassigen japanischen Roboter einbaut und der dann einem Technikwunder-Roboter aus Fernost (mit russischer Pressesprecherin) zeigt, wo der Frosch die Locken hat, scheint doch eine überdeutliche Metapher für die angeschlagene amerikanische Industrie zu sein, die gegen die globale Konkurrenz nicht mehr bestehen kann – außer eben in Hollywood. Auch die Worte „Yes, we can“ fallen tatsächlich, völlig ironiefrei.
Zugegebenermaßen dürften solche Überlegungen für die männliche, Play Station- und X-Box-affine Zielgruppe zwischen 8 und 15 Jahren keine Rolle spielen. Die könnte allerdings stören, dass supermoderne Box-Roboter in dem Film über Voice Control gesteuert werden, dabei weiß doch jeder, dass die Steuerung durch mündliche Befehle gerade dann, wenn es schnell gehen soll, absoluter Schwachsinn ist, schließlich geht es hier nicht um Haushaltsroboter wie weiland bei Asimov.
Auch die Roboter selbst hätten ein bisschen abgefahrener sein können, schließlich will man ja eine Transformer/Pokemon-Sammlerbegeisterung auslösen.
Letztendlich ist es aber natürlich für mich sehr schwer abzuschätzen, ob die junge Zielgruppe den Film annehmen wird. Die Kampfszenen sind jedenfalls sehr gut gemacht, auch an den Schauspielern gibt es nichts auszusetzen, der junge Dakota Goyo überzeugt und Hugh Jackmann spielt den Versager mit solcher Hingabe, dass der Film ein echter Geheimtipp bei Scheidungsvätern werden könnte, die ihren Sprösslingen am Abholwochenende zeigen wollen, dass man doch selbst gar nicht so schlecht ist. Eine Fortsetzung ist für 2014 geplant.
Kinostart: 3.11.2011, Bilder: © DreamWorks II Distribution Co., LLC. All Rights Reserved.
„Real Steel“, USA 2011, R. Shawn Levy, D. Hugh Jackman, Evangeline Lilly, Dakota Goyo u.a.