Die Herrschaft der Schatten

Eigentlich hat das Ausgangssetting von „Die Herrschaft der Schatten“ (OT: „Vanishing on 7th street“) das Potential für einen spannenden Film. Eines Nachts fallen plötzlich sämtliche elektrischen Geräte aus. Alle Menschen, die sich daraufhin im Dunkeln befinden, verschwinden im gleichen Moment und nur ihre Kleidung bleibt zurück. Die Menschen, die zufällig überleben, weil sie während des Vorfalls eine eigene Lichtquelle bei sich oder in der Nähe hatten, müssen sich von nun an in einer Welt behaupten, in der die Sonne jeden Tag später auf und früher untergeht und der Energieverbrauch für das Betreiben von Lichtquellen ständig zunimmt.

Das Thema des Films ist die klassische Post-Apokalypse, in der Variante, dass von einem Moment auf den anderen die Menschen einfach verschwinden. Es gibt zwar nicht gerade wenige literarische Werke und Filme mit der gleichen Ausgangssituation, etwa der neuseeländische Film „Quiet Earth“ (1985) oder in neuerer Zeit die computeranimierte Serie „Afterworld“ (2007), trotzdem ist die alles verschlingende Finsternis, in der sich nur flüsternde Schatten erahnen lassen, eine interessante Variation des Themas, weil im Dunkeln eben nicht einfach nur Zombies lauern (wie in „I am legend“), sondern sich die Urangst vor der Nacht manifestiert.

Zu einem gekonnten Film dieser Machart gehört dann aber doch mehr als nur ein guter Ausgangspunkt, nämlich die Geschichte der Überlebenden, durch deren Gruppendynamik das Grauen erfassbar wird- und hier versagt der Film leider auf der ganzen Linie. Nicht nur, dass sich die Charaktere nicht sonderlich glaubwürdig verhalten und viele Dinge in sich schlicht nicht logisch sind, man mag die Leute auch nicht besonders. Ein egoistischer, oberflächlicher Nachrichtensprecher, eine hysterische Christin, ein kleiner Junge, der nach seiner Mutter schreit, und ein verletzter Filmvorführer, der alles kann und alles weiß und geheimnisvolle Weisheiten von sich gibt. Nach einiger Zeit WILL man, dass die alle sterben.

Brad Anderson, für dessen Film „Der Maschinist“ sich Christian Bale auf ein Skelett heruntergehungert hat, schafft es leider nicht, das Ende der Welt für den Zuschauer spannend rüberzubringen, da hilft es auch nichts, dass der Film für sein Budget von 10 Mio. gut aussieht.

„Die Herrschaft der Schatten“, USA 2010, Regie: Brad Anderson, Darsteller: Hayden Christensen, John Leguizamo, Thandie Newton u.a.

Von |2018-11-30T18:42:47+01:0018. August 2011|Film|