Sleep Dealer

Spätestens seit der Matrix-Trilogie sind Cyber-Punks auch im Mainstream-Kino zuhause und auch für die nähere Zukunft sind Verfilmungen von William Gibsons SciFi-Klassiker „Neuromancer“ und Richard Morgans „Altered Carbon“ in Vorbereitung, bei denen man sich auf Action-Kracher (im besten Sinne) einstellen darf.

Alex Rivera hatte mit seinem 2008 entstandenen Cyber-Punk-Film etwas anderes oder man könnte auch sagen etwas Gewichtigeres vor. „Sleep Dealer“ geht von der heutigen Realität der sozialen Verhältnisse in Mexiko und der illegalen Immigranten in Kalifornien aus. Heutzutage sind die USA mit dem Dilemma konfrontiert, dass die visumslosen (und daher billigen) mexikanischen Einwanderer, die dort oft Jahrzehnte im Untergrund leben, arbeiten und Kinder großziehen, inzwischen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind. In San Francisco sieht man an jeder Ecke Shops, wo man sich Gehaltschecks in Bargeld ausbezahlen lassen kann (da man als illegaler Immigrant kein Bankkonto eröffnen kann).

In „Sleep Dealer“ loggen sich die Arbeiter mithilfe von implantierten Anschlüssen an ihrem Körper („Nodes“) in ein Network ein und bleiben so außerhalb der USA. Ihr Bewusstsein wird in Arbeitsroboter transferiert, die dann die niedrigen Arbeiten erledigen, für die vorher die Immigranten gebraucht wurden.

Rivera zeigt eine Welt, die so utopisch nicht ist und in der Arbeitsprozessoptimierung und Produktivitätssteigerung nur konsequent weitergedacht wurden. Auch werden intime Erinnerungen und Gedanken, die letzten Überbleibsel der Seele in einer materialistischen Welt, direkt ins Internet hochgeladen und verhökert. Die Armen, die kein Geld haben, um sich Nodes setzen zu lassen, sind selbst von diesen Geldquellen abgeschnitten und der Gnade der Großkonzerne ausgeliefert.

Schließlich wacht über allem das US-Militär, für das es bei Einsätzen zwar einen Unterschied zwischen gut und böse, aber keinen Unterschied zwischen verdächtig und schuldig mehr gibt – eine dystopische Vision, von der spätestens dank Wiki Leaks jeder weiß, dass sie in Teilen bereits Realität ist.

Der Film ist schon aufgrund seiner originellen Ideen und der visuellen Umsetzung empfehlenswert, leider vernachlässigt er dann aber doch etwas die Handlung, die zwar nachvollziehbar ist, aber etwas vor sich hinruckelt, ohne dass wirklich Spannung aufkäme – trotzdem lohnt sich das Anschauen.

Sleep Dealer, USA/Mexiko 2008, Regie: Alex Rivera Darsteller: Leonor Varela, Luis Fernando Pena u.a. Donaufilm

Von |2018-11-30T18:46:39+01:0012. Juli 2011|Film|