Caragh O’Brien: Die Stadt der verschwundenen Kinder

Der Debütroman der Autorin Caragh O’Brien versetzt uns 400 Jahre in die Zukunft. Die Klimakatastrophe hat weite Teile der Erde (oder zumindest der USA) in ein Ödland verwandelt. Die Ressourcen sind knapp und die Errungenschaften der Technik nur noch einer Minderheit zugänglich.

Im Zentrum des Romans stehen die Abenteuer der 16-jährigen Gaia, einer Hebamme, die mit ihrer Familie außerhalb der „Enklave“ lebt. Die Enklave ist die Titel gebende Stadt der verschwundenen Kinder, zu der der Zutritt für alle von außerhalb bei Todesstrafe verboten ist – mit einer Ausnahme: Alle Hebammen müssen die drei ersten Neugeborenen jedes Monats an den Pforten zur Enklave kurz nach der Geburt übergeben. Diese Kinder werden dann innerhalb der Stadt, in der ein viel höherer Lebensstandard herrscht, adoptiert und wachsen dort gleichberechtigt mit den anderen Bewohnern auf. Wie man im Laufe des Romans erfährt, geschieht dies, um den Genpool innerhalb der Enklave aufzufrischen, um das vermehrte Auftreten von Erbkrankheiten einzudämmen.

Als Gaias Eltern plötzlich verhaftet und in die Enklave gebracht werden (ihre Mutter ist ebenfalls Hebamme) beginnt Gaia am System zu zweifeln und beschließt heimlich in die Stadt einzudringen, um ihre Eltern zu befreien. Ihr gelingt es auch unbemerkt in die Stadt zu kommen. Aber als sie die Hinrichtung einer Hochschwangeren mit ansieht und per Kaiserschnitt an der Leiche der Hingerichteten das Baby rettet, wird sie verhaftet…

Die Hauptzielgruppe des Romans dürften vor allem Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren sein. Das Buch lässt sich gut lesen, ständig passiert etwas Neues, die Handlung ist spannend beschrieben und vermeidet allzu offensichtliche Klischees. Auch ist es eine ganz interessante Idee, dass die Heldin eine Hebamme ist. Andererseits erschienen mir die Handlungsweisen der Charaktere bisweilen nicht ganz nachvollziehbar (warum verliebt sich Gaia gerade in den Typen, der ihre Eltern verhaftet hat?). Auch hatte ich das Gefühl, dass die Ausgangssituation der zweigeteilten Siedlung mit der Enklave einerseits und Wharfton (dem Außenbezirk) andererseits nicht wirklich bis ins Letzte durchdacht ist und mehr als Hintergrund für eine „spannende“ Geschichte dient, in der die Abenteuer der Heldin im Vordergrund stehen.

Noch erwähnenswert ist, dass es sich bei dem Roman um den ersten Teil einer Trilogie handelt – die Geschichte hat also ein offenes Ende, lässt sich aber ebensogut alleine lesen.

Wer genug hat von Elfen und Trollen und eine etwas düstere, dabei aber leicht lesbare Zukunftsvision sucht, der ist hier richtig.

Caragh O’Brien: ‚Die Stadt der verschwundenen Kinder'(Originaltitel: ‚Birthmarked‘) ist am 24.Januar im Heyne Verlag erschienen. Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 464 Seiten. Preis: 16,99 Euro.

Von |2018-11-30T18:16:09+01:001. Februar 2011|Buch|