Die Ausgangssitution des Hörspiels ist klassisch. Eine Gruppe Menschen auf einem kleinen Segelschiff in der Mitte des Ozeans. Abgeschnitten vom Rest der Welt. Eine Urlaubreise, die zum Horrortrip wird. Die Autoren brauchen dazu keine Seemonster, Naturkatastrophen oder böswilligen Fremden, die man aus dem Meer fischt. Sie lassen die Situation der isolierten Freunde, die ihre privaten Probleme mit auf das Schiff bringen, auf kleiner Flamme vor sich hinköcheln und beschreiben, was passiert.
Zunächst sind es nur Streitigkeiten um Kleinigkeiten, wie das schlechte Essen und Eifersüchteleien, die die Urlaubsatmostphäre trüben, bis die Situation nach und nach eskaliert. Damit nehme ich nichts vorweg. Dass es Tote geben wird, ist schon von Anfang an klar. Das Hörspiel wird retrospektiv, als Verhör der Überlebenden erzählt. Es geht nur noch um die Frage nach dem Wie. Jede Szene ist ein in sich abgeschlossener Schritt auf das unausweichliche Ende zu. Dazu hat man einen Kommissar mit französischem Akzent, dessen Souveränität als Anker in der Wirklichkeit fungiert (ob man den allerdings wirklich gebraucht hätte, darüber lässt sich streiten).
Das Hörspiel ist Horror im besten Sinne. Die Dialoge sind dicht und der Ablauf der Ereignisse ist nachvollziehbar. Die Charakterisierungen stehen nicht im Dienst einer sozialkritischen Botschaft, wie so oft bei heutigen Krimis, wo auf Biegen und Brechen die Verderbtheit unsererer Gesellschaft herausgearbeit werden muss. Und es fehlt erfrischenderweise auch die Frage, nach den ursächlichen sozialen oder politischen Bedingungen. Bis zuletzt bleiben die Handlungen der Agierenden glaubwürdig und damit auch der absurde Wahnsinn, in dem das Ganze endet.
51° West. Produktion: WDR 2007, 44 Min., Regie: Petra Feldhoff, Buch: Bodo Traber, Tilman Zens, Sprecher: Fabian Gerhardt, Robert Gallinowski, Cathlen Gawlich, Florian Lukas u.a.
Sendetermin: Donnerstag, 21. Okt 2010, 23:00, WDR Eins Live